Frauen erleben in der Regel andere Gefahrensituationen als Männer. Sie werden deutlich häufiger überfallen oder sexuell belästigt als das sie in eine klassische Zweikampf-Situation (Schlägerei) verwickelt werden. Daher beinhalten meine Seminare zur Selbstverteidigung für Frauen auch hierauf abgestimmte Techniken und Anwendungen. Hier geht es niemals um "faires" Kämpfen, sondern ausschließlich darum, so schnell und sicher wie möglich den Ort des Übergriffs verlassen zu können.Hierzu werden alle Mittel genutzt, die zur Verfügung stehen, insbesondere improvisierte Waffen. Darüber hinaus gilt hier natürlich (wie generell bei der Selbstverteidigung): Eine vermiedener Übergriff ist eine siegreiche Schlacht.
Deswegen schenken wir der Prävention und der Vermeidung von Übergriffen genauso viel Beachtung, wie dem eigentlichen physischen Training. Und gehen noch tiefer auch im Bereich des emotionalen und mentalen Trainings. Schließlich ist jeder Mensch anders.
Grundlegende Inhalte unserer Trainings- und Seminarinhalte für Frauen:
- Einführung
- Prävention
- Grundlagen der Selbstverteidigung
- Konfliktpsychologie
- Deeskalationsmittel
- Erkennung der eigenen Stärken
- Welche Mittel stehen zur Verfügung
- Wie kann ich mich schützen
- Gefahren-Bewußtsein schaffen
- Gefahrensituationen - Kfz, Park, Bus, Wohnung
- Konfliktvermeidung
- Stärkung Selbstvertrauen
- Rollenspiele
- Vermeidung durch taktisch kluges Verhalten und sicheres Auftreten (Körpersprache)
- Erkennen der Schwachpunkte des Angreifers
- Waffenlose Selbstverteidigung gegen die "üblichsten Angriffe"
- Benutzung von Alltagsgegenständen als Waffe zur Selbstverteidigung
Nehmen Sie Ihre Verteidigung selbst in die Hand!
Gewalt gegen Frauen - Das Problem der Gegenwehr
- Einleitung
- Analysen und Statistiken
- Tatorte sexueller Gewalt
- Provokation der Frauen durch aufreizende Kleidung oder non-verbales Verhalten
- Verschiedene Formen der Gegenwehr und ihre Erfolgsaussichten
- Prävention
- Schlußbemerkungen
1. Einleitung
Viele Mädchen und Frauen aller Altersstufen waren schon einmal Angriffen und Bedrohungen ausgesetzt, diese reichen von "einfachen" Belästigungen bis hin zu Vergewaltigungen. Wichtige Faktoren sind hierbei der Aufbau eines gesunden Selbstbewußtseins, Angstbewältigung, ein gewisses Sicherheitsgefühl sowie ein Stück Lebensqualität. Viele Frauen lassen sich in ihrem Lebensumfeld aufgrund des Fehlens dieser Faktoren eingrenzen. Hinzu kommt, daß auch offiziell Widerstand gegen sexuelle Übergriffe und Tätlichkeiten von der Kriminalpolizei unterstützt wird. Die früher häufig vertretene Meinung: "Gegenwehr schaukelt die Gewalt hoch" gilt in dieser Form nicht mehr. Dies läßt sich anhand der später aufgeführten Statistiken belegen. In den Statistikangaben stütze ich mich auf Material der Kriminalpolizei.
2. Analysen und Statistiken
Situationen und Beziehungen in denen es zu sexuellen Übergriffen und Gewalttätigkeiten kommt. Klischee: Der Täter ist meistens ein Unbekannter, der eine Frau überfällt. Bei Befragungen ergibt sich folgendes Bild: Die meisten Frauen glauben an o.g. Klischee, daß nämlich der Anteil des großen Unbekannten ca. 70 Prozent ausmacht, Übergriffe von bekannten Personen dagegen eher nur ca. 30 Prozent ausmachen. Bei der polizeilichen Statistik ergeben sich andere Tatsachen: Mehr als 60 Prozent der Täter waren dem Opfer bekannt. Dies bedeutet, gerade dort, wo Frauen sich sicher/geborgen fühlen also in Familien-/Bekanntenkreis, erfolgen die meisten Übergriffe. Die größte Gefahr droht somit im eigenen persönlichen Schutzraum. Wichtig hierzu ist, daß mit steigendem Verwandtschaftsverhältnis/Bekanntschaftsgrad -die Dauer, -die Intensität, -der Aggressionsgrad -und somit die Brutalität zunehmen! Gerade im Familien-/Bekanntenkreis liegt die geschätzte Dunkelziffer mindestens fünfmal so hoch wie die offiziell angezeigten Übergriffe. Legt man diese Zahlen zugrunde, sind nur 6 bis 7 Prozent der Täter völlig fremde Personen. Übrigens sind ca. 30 Prozent der Frauen Mehrfachopfer sexueller Gewalt.
3. Tatorte sexueller Gewalt
Klischee: Tatorte sind dunkle Parks, Parkhäuser, einsame Straßen etc. In diesem Punkt wird ganz deutlich, wie sehr sich viele Frauen in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken lassen. Befragungen: Viele Mädchen/Frauen gehen abends im Dunkeln nicht oder nur in Begleitung aus. S- und U-Bahnen, Parkhäuser, abgelegene Seitenstraßen, Parks, schlecht beleuchtete Straßen, Tiefgaragen, Aufzüge, Telefonzellen und einsame Bushaltestellen werden gemieden. Auf jeden Fall gilt als weit verbreitete Meinung, daß in/an öffentlichen Einrichtungen/Räumen die größte Gefahr besteht. Polizeiliche Statistik: Der höchste Anteil bei Tatorten entfällt auf den absoluten sozialen Nahbereich, d.h. die Wohnung. Natürlich können auch an anderen Orten Überfälle erfolgen. Tatsächlich steht aber die Angst davor oft in keinem Verhältnis zur tatsächlichen Gefährdung. Gesamter Nahbereich 41,9 Prozent, setzt sich zusammen aus: -gemeinsame Wohnung: 10,8 Prozent, -Wohnung der Eltern/der Frau: 17,1 Prozent, -Wohnung des Täters: 12,6 Prozent, -Arbeitsplatz der Frau: 1.4 Prozent. Bereich PKW/öffentliche Verkehrsmittel: 15,3 Prozent. Tatorte im öffentlichen Raum (Parks, Straße etc.): 20,3 Prozent. Die restlichen Prozentzahlen verteilen sich auf andere Orte bzw. es gibt keine weiteren Angaben darüber.
4. Provokation der Frauen durch aufreizende Kleidung oder non-verbales Verhalten
Klischee: Frauen mit sexy Kleidung sind scharf auf Männer
Befragungen: Relativ viele Frauen waren davon überzeugt, daß sexy Kleidung mögliche Täter provoziert und daß das Fehlen einer solchen die Angriffsgefahr reduziert. Die Tatsache, daß Frauen, die im Minirock unterwegs sind, evtl. Teilschuld tragen, wurde so betrachtet.
Polizeiliche Erfahrungen: Dieses Klischee kann keinesfalls aufrecht erhalten werden. Frauen und Mädchen wurden und werden in allen Lebensbereichen und -situationen vergewaltigt; relativ unabhängig von ihrer jeweiligen Kleidung oder ihres Verhalten diesbezüglich. Potentielle Täter suchen gezielt Opfer aus, bei denen sie sicher sein können, auf keinerlei Gegenwehr zu treffen (aufgrund ihres Aussehens, Auftretens und Verhaltens). Der Täter will Macht bzw. Dominanz ausüben und wählt entsprechende Personen aus. Dies geschieht unabhängig von der Kleidung, wohl aber spielt die Ausstrahlung eines gesunden Selbstbewußtseins eine oder eben das Nichtvorhandensein desselben eine maßgebliche Rolle.
An dieser Stelle möchte ich die Aussage eines Polizeibeamten miteinbeziehen, der Bilder von Opfern anschauen konnte: Als Gemeinsamkeit wiesen alle Opfer eine unscheinbare Erscheinung auf. Es handelte sich um "einfache graue Mäuschen". Frauen also, die ganz normal angezogen waren, d.h. Jeans, T-Shirt, Pullover etc. trugen, die aber einen unsicheren, gehemmten Eindruck vermittelten. Keinesfalls handelte es sich um Frauen, welche besonders zurechtgemacht wirkten oder denen Männer auf der Straße hinterherschauen würden.
5. Verschiedene Formen der Gegenwehr und ihre Erfolgsaussichten
Klischee: Frauen, die sich wehren, zieren sich bzw. durch Gegenwehr wird die Gewalt verstärkt
Befragungen: Für mich war es selbstverständlich (auch vor Einsicht in Polizeistatistiken), daß Gegenwehr in jedem Falle erfolgreicher ist als jemanden ohne Verteidigung gewähren zu lassen . Um so überraschter und betroffener wurde ich durch die Erkenntnis, daß viele Frauen sich durch dieses Klischee einschüchtern lassen, indem sie daran glauben. Anbei noch ein gravierender gesetzlicher Aspekt: Erfahrungsgemäß wird vor Gericht einem Opfer, welches sich nicht zur Wehr setzt oder es nicht zumindest versucht hat, nicht geglaubt. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob das Opfer aus Panik oder im Schockzustand nicht dazu in der Lage war oder einfach Angst um sein Leben hatte. Dies führt zur Freisprache des Täters, der sich verteidigen kann: Sie hat sich nicht gegenteilig geäußert oder sich zur Wehr gesetzt, also ging ich davon aus, daß sie es wollte.
Früher wurde den Frauen geraten, sich im Falle einer Vergewaltigung nicht zu verteidigen, um Schlimmeres zu verhindern. Falsch!
Sie sollten sich verteidigen.
Keine Gegenwehr – leisteten 175 Frauen (= 33%): Die Täter erreichten in 74 % der Fälle ihr Ziel und in 26 % der Fälle ließen sie vom Opfer ab (z.B. weil zufällig unbekannte Dritte dazu kamen)
Leichte Gegenwehr – leisteten 207 Frauen (= 40%): Die Täter erreichten in nur 36 % der Fälle ihr Ziel und in 132 Fällen. Bei 64% ließen sie vom Opfer wegen erfolgter LEICHTER Gegenwehr oder anderer äußerer Umstände ab.
Massive Gegenwehr(bedeutet hier energischer Einsatz der Stimme, Schlagen, Beißen, Kratzen, Treten. Hierbei handelte es sich nicht um Frauen mit Kampfkunst- oder Selbstverteidigungserfahrung!) – leisteten 140 (=27%) der Frauen. In nur 15% der Fälle wurde die Tat dennoch vollendet. Bei 84 % der Fälle führte die Gegenwehr zum Abbruch der Tat. Wenn man bedenkt, dass in dieser Untersuchung schon das einmalige Schlagen oder Treten, lautes Schreien oder Kratzen und Beißen als massive Gegenwehr gewertet wurde, sind dies ermutigende Zahlen. Erwähnt sei auch noch, dass in zwei der Fälle die Gegenwehr der Frau ein noch gewalttätigeres Vorgehen des Täters nach sich zog. Als daraufhin sich die Gegenwehr der Frau wiederum verstärkte, wurde in beiden Fällen die Tat nicht vollendet. Und noch ein Letztes zu dieser Untersuchung. In einem der Fälle war die Angegriffene eine Kampfsportlerin. Sie setzte entsprechende Techniken ein und konnte damit den Angriff abwehren.
Diese Zahlen bestätigen, was Experten und Kriminologen schon lange vermuten. Und eine Abbruchquote von 84 % (!) bei massiven Gegenwehrverhalten spricht sicher für sich. Warum hat man nun früher den Frauen geraten sich besser nicht zu wehren? Mit ein Grund war die Meinung, dass das Risiko einer Eskalation der Situation, und damit die Gefahr einer noch schwereren Verletzung (?), unkalkulierbar für die Frau war. Fest steht jedoch eins; die entsprechende Opferforschung konnte nie einen direkten Zusammenhang zwischen verstärkter Gegenwehr und zwangsläufig größeren Verletzungen herstellen. Und natürlich ist eine Eskalation auch dann möglich, wenn gar keine Gegenwehr ergriffen wird. Eine Garantie dafür, dass bei Gegenwehr der Täter zurückzieht, kann natürlich keiner geben – aber die Wahrscheinlichkeit ist ungleich höher im Gegensatz zur ausbleibenden Gegenwehr.
Fazit: Bei sexuellen Angriffen im öffentlichen Leben haben sich ca. 84 Prozent der Frauen erfolgreich zu Wehr gesetzt. Fremde Täter haben in der Regel keinen Tötungswillen. Tötungsdelikte sind überwiegend Beziehungstaten.
6. Prävention
Es ist sehr wichtig, Frauen in Bezug auf die genannten Themen zu sensibilisieren. Da das Gefährdungspotential häufig falsch eingeschätzt wird, muß mit Nachdruck deutlich gemacht werden, wo die meisten und brutalsten Vergewaltigungen begangen werden, nämlich im nahen sozialen Umfeld. Bereits hier lassen sich durch die Schulung der Wahrnehmungsfähigkeit erste Impulse geben. Gefahrensituationen können so früher erkannt werden.
Ein weiteres Problem stellen überalterte Rollenmuster dar, wie z.B.
- Frauen schlagen nicht,
- Frauen bleiben immer höflich,
- Frauen passen sich an,
- die Frau hat dem Mann zu gehorchen,
- Frauen haben nicht allein auszugehen oder
- Frauen haben an einer Vergewaltigung grundsätzlich eine Mitschuld.
Die alten Präventionsansätze mit Angst einflößenden und eher einschränkenden Verhaltensregeln sind kontraproduktiv, da sie keine echte Vorbeugung leisten. Es wird kein Selbstbewußtsein gefördert, sondern eine Selbstschuld erzeugt. Handlungsfreiheiten und Spielräume werden eingeengt.
Im Training wird Frauen selbstbewußteres Auftreten vermittelt, wodurch sie ihre Meinung klarer vertreten und sich bereits verbal abzugrenzen lernen. Die Hemmschwelle, sich in einer Notwehrsituation physisch entschlossen zur Wehr zu setzen, wird neu definiert. Damit wird es einer Frau ermöglicht, ihr im Grundgesetz verbürgtes Recht auf freie Selbstentfaltung und körperliche Unversehrtheit aktiv wahrzunehmen. Gerade bei Überfällen kommt es oftmals zu Panikreaktionen, welche eine überlegte Handlungsweise unmöglich machen. Normalerweise wird dadurch das Gefühl der Hilflosigkeit verstärkt. Reflexe stehen aber immer zur Verfügung und würden so trotz Panikgefühls einen effektiven Schutz der angegriffenen Person ermöglichen.
7. Schlußbemerkung
Es gilt zu verhindern, dass Frauen und Mädchen überhaupt Opfer von Gewalt werden.
Um die Viktimisierung (Opferwerdung) zu verhindern, bedarf es daher wirksamer autonomer Selbstverteidigungskonzepte, die für Jederfrau leicht erlernbar und anwendbar sind.