Sicherheit beim Training
Der schmale Grad des Trainings beginnt mit der Sicherheit der Schüler. Leider entsteht dadurch zweifellos ein gewisser Konflikt, wenn ich einen Balanceakt zwischen den beiden folgenden sich widersprechenden, eminent wichtigen Ansätzen wagen : einerseits Trainingsmethoden und Szenarien, die den Schüler unter Stress setzen z.B. Überfälle auf der Straße unter lebensnahen Bedingungen simulieren und anderseits Trainingsmethoden, die nichts von dem beinhalten, was die Teilnehmer beeinträchtigen oder ernsthaft verletzen könnten. So wie ich Krav Maga verstehe, wird immer Wert darauf gelegt, diese beiden gegensätzlichen Vorstellungen miteinander zu verbinden und die Schüler unter nahezu realen Bedingungen zu trainieren. Ich persönlich, halte es für extrem WICHTIG Ihnen nicht etwas zu vermitteln, was Sie nicht ausprobieren (erfahren) können – kaum jemand kauft ein Auto, ohne es vorher Probe zu fahren und nur sehr wenige können auf Gewalt(taten) richtig reagieren, wenn sie nicht Erfahrungen im Umgang mit dem eigenen Stress, der Angst etc. gemacht haben.
Trainiere als würdest du kämpfen, denn du kämpfst wie du trainiert hast.
Keine Kampfkunst und kein Kampfsport, sondern...
Trotz vieler Aufklärungsmaßnahmen wird Krav Maga und Kapap fälschlicherweise immer noch häufig der Kategorie Kampfkunst oder Kampfsport zugeordnet. Krav Maga / Kapap ist jedoch alles andere als das. Bei genauer Betrachtung ist es von seinen Ansätzen und Zielen her sogar ziemlich genau das Gegenteil:
Klassische Kampfkünste sind vom System her eher starr und dogmatisch. Sie konzentrieren sich auf die Aufrechterhaltung von Traditionen und die Weitergabe von Techniken, die von alten Meistern entsonnen und vererbt wurden. Oft wird viel Wert auf elegante und präzise Bewegungen und Details gelegt.
Krav Maga und Kapap haben eine ganz andere Grundlage. Es ist ein flexibles und offenes System. Es wächst und verändert sich ständig und schöpft seine Flexibilität aus den Erfahrungen, die tagtäglich weltweit im zivilen, polizeilichen und militärischen Bereich gewonnen werden. Für aktuelle Bedrohungsformen werden Lösungsansätze unmittelbar entwickelt. Anstelle von komplizierten Techniken werden einfache Prinzipien und Taktiken vermittelt.
Der Kampfsport hingegen hat sich zumeist aus den traditionellen Kampfkünsten entwickelt. Um die Sportler zu schützen wurden dabei Techniken entfernt oder durch Abwandlungen entschärft. Durch Hinzufügung von allseits anerkannten Regeln wurden weitere Limits gesetzt. Je nach Sportart sind z.B. Techniken gegen die Augen und Genitalien, das Beissen oder sogar das Schlagen und Treten sowie der Einsatz von Waffen verboten. Selbst so genannte Mixed Martial Arts oder Ultimate Fighters kämpfen letztlich in einer kontrollierten Umgebung mit limitierten Möglichkeiten.
Krav Maga und Kapap gehen den entgegengesetzten Weg. Im Bewusstsein darüber, dass es bei realen Bedrohungslagen keine Regeln gibt und daß der Angreifer zumeist bedingungslos entschlossen ist, seine Tat umzusetzen, wird grundsätzlich ohne (mentale) Limits trainiert. Dies schliesst die erforderliche Sicherheit im Training nicht aus. Im Gegenteil: Die besondere Didaktik von Krav Maga und Kapap erlauben den kontrollierten Umgang mit Ängsten und Gefahren und die selbstbestimmte Dosierung der eigenen Handlungen. Die Möglichkeiten des Kämpfers werden dadurch erweitert und nicht eingeschränkt.
Bei Krav Maga geht es niemals um Schönheit, Perfektion oder Fairness. Es geht um realistische Lösungen für gewalttätige Konfrontationen. Ein echter Kravist hat kein Interesse daran, sich selbst, seinem Gegner oder einem etwaigen Zuschauer zu beweisen, dass er eine bestimmte Technik bravourös beherrscht. Auch ist ihm nicht an einem sportlichen Vergleich gelegen. Er hat nur ein Ziel: Sich und die, die er liebt sicher nach Hause zu bringen.